Arznei- und Heilpflanze 2019
Unsere Natur wird geehrt!
Jedes Jahr werden in Deutschland eine Heilpflanze sowie eine Arzneipflanze gekürt, wofür sich maßgeblich zwei Vereine einsetzen. Auch in diesem Jahr gibt es wieder zwei ehrwürdige Vertreter in den beiden Kategorien. Welche das sind, erfahrt ihr im nachfolgenden Blogbeitrag.
Arzneipflanze des Jahres 2019
An der Universität Würzburg hat sich vor bereits vielen Jahren der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ gegründet. Dieser kürt inzwischen schon seit 1999 jedes Jahr eine Arzneipflanze. Das Ziel hinter dieser Wahl ist, die Wichtigkeit von Pflanzen – und somit der Natur – in der Medizin deutlich zu machen und die Menschen weiterhin dafür zu sensibilisieren.
Die Arzneipflanze 2019 ist der Weißdorn (Crataegus), welcher vor allem in Nordamerika und Europa heimisch ist und zur Familie der Rosengewächse gehört.
Die bis zu 8m große Pflanze ist für ihre zuträglichen Eigenschaften bekannt. Insgesamt gibt es zwischen 200 bis 300 verschiedene Arten, von denen drei in Deutschland heimisch sind. Die Herstellung verschiedener Weißdorn-Präparate und Tees besteht überwiegend aus den in Europa heimischen Arten Crataegus monogyna (Eingriffeliger Weißdorn) und Crataegus laevigata (Zweigriffeliger Weißdorn).
In den Sommermonaten bildet die gut verträgliche Pflanze glänzend rote Früchte aus, die angenehm süß-säuerlich schmecken.
Bislang sind noch stichhaltige Studien nötig, um herauszufinden, welche Substanz in der Pflanze die wirkenden Eigenschaften in sich trägt. Deswegen wird aktuell von mehreren wirksamkeitsmitbestimmenden Inhaltsstoffen gesprochen. Das sind Stoffe, die einen Teilbeitrag zur Gesamtwirkung beitragen, jedoch nicht alleine die volle Wirkung entfalten können.
Ein Mitglied des Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde, Tobias Niedenthal, sagte gegenüber dem Ärzteblatt, dass der Weißdorn schon seit vielen Jahren gegen Herz- und Kreislaufschwäche eingesetzt werde. Einer der Vorteile sei dabei, dass es fast keine Nebenwirkungen gebe und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten nicht bekannt seien. Genau diese Unbedenklichkeit und gute Verträglichkeit haben dazu geführt, dass Weißdornblätter und Blüten von der deutschen Zulassungsbehörde 2016 als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft wurden.
Die getrockneten Blüten und Blätter können beispielsweise als Tee aufgebrüht werden und spielen in der Phytotherapie eine maßgebliche Rolle.
Heilpflanze des Jahres 2019
Seit bereits 1990 wird in Deutschland jedes Jahr eine Heilpflanze auserkoren. Zunächst war dafür der „Verband der Heilkräuterfreunde Deutschlands e.V.“ zuständig, der sich jedoch 2004 auflöste. Seit 2003 tritt der „Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim, gen. Paracelsus e.V.“ dieses Erbe an.
Auch dieser Verein verfolgt durch die Wahl zur Heilpflanze das Ziel, auf den Stellenwert von Pflanzen in der Medizin hinzuweisen.
Zur Heilpflanze des Jahres 2019 wurde das Echte Johanniskraut gekürt.
Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eine Pflanze mit leuchtend gelben Blüten. Sie ist in Europa, Nordafrika und Nordasien heimisch und bevorzugt zum Wachsen sonnige aber trockene Stellen. Auf kalkhaltigem Boden wie z.B. an Wegrändern oder Steinbrüchen kann sie Wuchshöhen von bis zu einem Meter erreichen.
Heute erlangt das Echte Johanniskraut vor allem Beachtung durch seine Anwendung bei leichten bis mittelstarken depressiven Verstimmungen sowie bei mentaler Erschöpfung. Wissenschaftliche Studien bestätigen eine gleichwertige Wirksamkeit gegenüber synthetischen Antidepressiva. Eine Wirkung beginnt jedoch erst nach 2 bis 3 Wochen.
Konrad Jungnickel, erster Vorsitzender des Vereins, sagt „Johanniskraut ist vielseitig anwendbar und ein wahrer Segen als Heilmittel bei den heute so weit verbreiteten Depressionen“. Es kann als Tee angerührt werden, als Tinktur oder Saft getrunken, sowie in Form eines Extraktes als Kapsel/Tablette eingenommen werden.
Trotz der wissenschaftlichen Hinweise darüber, dass Johanniskraut stimmungsaufhellend wirken kann, sollte eine gewisse Sensibilität mit seinem Umgang bestehen. Bei leichten bis mittelschweren depressiven Verstimmungen können Präparate herangezogen werden. Dabei sollte der behandelnde Arzt immer nur solche Präparate verordnen, deren Wirksamkeit ausreichend nachgewiesen wurde. Sollten die Verstimmungen sich aber verstärken und länger als zwei Wochen am Stück anhalten, sollte sich therapeutische Hilfe von erfahrenen Psychologen gesucht werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei der Einnahme von Johanniskraut ist, dass andere Medikamente durch die gleichzeitige Einnahme beeinträchtigt werden können. Auch hier ist eine ausführliche Erklärung seitens des Arztes oder des Apothekers unabdinglich.
Quellen:
Ärzteblatt, URL: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/98140/Weissdorn-ist-Arzneipflanze-des-Jahres-2019 (Zugriff am: 15.01.2019)
Klostermedizin, URL: http://www.klostermedizin.de/index.php/heilpflanzen/arzneipflanze-des-jahres/67-arzneipflanze-des-jahres-2019-weissdorn-crataegus (Zugriff am: 15.01.2019)
NHV Theophrastus, URL: http://nhv-theophrastus.de/site/index.php?option=com_content&view=article&id=271:johanniskraut-die-universalmedizin-des-paracelsus&catid=100:johanniskraut-hypericum-perforatum&Itemid=76 (Zugriff am: 15.01.2019)
PTA, Die PTA in der Apotheke, URL: https://www.diepta.de/news/aktuell/botanik-phytotherapie-johanniskraut-ist-die-heilpflanze-des-jahres-2019-572841/ (Zugriff am: 15.01.2019)
PatientenLeitlinie zur S3-Leitlinie/NVL „Unipolare Depression“, URL: https://www.patienten-information.de/mdb/downloads/nvl/depression/depression-2aufl-vers2-pll.pdf (Zugriff am: 15.01.2019)